Faszination Karpfen

Wir haben Januar 2021 und es gibt momentan Tage, da wird es überhaupt nicht hell draußen. Da bleibt mir Zeit zum Schreiben. Uns ist aufgefallen, dass es viele Angler gibt, die sich mit dem folgenden Thema kaum auseinandersetzen. Genau darum schreibe ich diese Zeilen. Die Geschichte der Karpfen.

Der Karpfen, so wie wir ihn heute kennen, stammt ursprünglich aus Westasien und trägt den wissenschaftlichen Namen Cyprinus Carpio. Er gehört zur Familie der Weißfische und ist einer der größten und bekanntesten Arten dieser Familie. Der Karpfen wurde ursprünglich von den Römern in Italien und Griechenland eingeführt. Bereits im Mittelalter siedelten Mönche die Karpfen in Frankreich an, um den knappen Nahrungsmitteln entgegenzuwirken.

Anschließend breitete sich der Karpfen um ca. 1880 durch die Kolonien auch in Südafrika aus. Um 1910 dann auch in Nordamerika und auf den anderen Kontinenten. In diesem Jahrtausend ist der Karpfen weltweit verbreitet. Von den Gletscherseen in Skandinavien bis hin zu den Flüssen von Neu-Guinea sowie im Aral-Meer und dem Kaspischen Meer. Heute findet man sie in sämtlichen fließenden oder stehenden Gewässern. Vom kleinsten Bach bis hin zu großen Seen über Kanäle und Teiche.

Die Verteilung beweist die Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit dieses einzigartigen Lebewesens. Er ist in der Lage, unter extrem unterschiedlichen Lebensbedingungen zu überleben. Er ist, was die Wasserqualität betrifft, nicht sehr anspruchsvoll und er kommt auch mit schwachem Sauerstoffgehalt gut zurecht. Sowohl bei hohen wie auch bei niedrigen Temperaturen ist er lebensfähig. Der Karpfen ist für mich dadurch so faszinierend, dass er meiner Meinung nach der wahre Prädator ist, der alles überleben kann. Seine Intelligenz, sein Misstrauen und seine Kraft sind legendär. Er besitzt das größte Gehirn aller Süßwasserfische und kann somit immer wieder die Taktik von uns Karpfenanglern durchkreuzen. Er kann sich sogar störende Elemente in seiner Umgebung merken und meidet somit diese Bereiche, bis sie beseitigt sind. Das ist einer der Gründe, warum uns dieses beeindruckende Tier so fasziniert und uns in seinen Bann zieht.

Mittlerweile gibt es zig Methoden, ihm nachzustellen und jedes Jahr kommen neue Wunderköder auf den Markt. Jedes Mal, wenn ich denke, ich habe die Büchse der Pandora geknackt und ich denke, dass ich ihn verstehe, überzeugt er mich wieder vom Gegenteil. Das ist es doch, was einen immer wieder antreibt.

Es gibt verschiedene Zuchtformen des Karpfens. Da hätten wir den Schuppenkarpfen in seiner Urform. Er hat ein vollständig erhaltenes Schuppenkleid und ist der Vater aller Karpfen.

Der Zeilkarpfen weist wenige Schuppen auf, bis auf eine Reihe großer Schuppen entlang der Seitenlinie. Spiegelkarpfen weisen in der Regel an der Oberseite wenige Schuppen auf und vermehrt an der Schwanzflossenwurzel. Lederkarpfen oder Nacktkarpfen sind schuppenlos.

Two Toned sind Spiegel – oder auch Schuppenkarpfen, die ein zweifarbiges Muster haben. Ein meistens dunkler Kopf und ein helleres Hinterteil. Fully Scaled Mirror Carp, auch von uns Karpfenanglern einfach nur Fully genannt. Spiegelkarpfen mit wildem Schuppenmuster. Sie sind absolute Schönheiten und sehr begehrt. Ghost Carp sind Hybriden aus Spiegel – und Koikarpfen, die gezielt gezüchtet werden und in der freien Wildbahn sehr selten vorkommen.

Der europäische Karpfen wird im Durchschnitt 20 Jahre alt. Aber auch bei diesem einzigartigen Lebewesen gibt es besonders seltene Exemplare, die bis zu 50 Jahre alt geworden sind. Im Schnitt wiegt ein Karpfen zwischen 4-14 kg aber auch beim Gewicht gibt es Ausnahmen. Ein Karpfen, der um die 10 kg wiegt, ist im Schnitt 12 Jahre alt. Der momentane Weltrekord bei Karpfen liegt bei 51,2 kg. Dieser absolute Ausnahmefisch lebt im Euro Aqua Ressort in Ungarn.

Bei den Karpfen heißen die Männchen Milchner und die Weibchen Rogner. Äußerlich kann man sie nicht auseinanderhalten. Zur Laichzeit, die in etwa um Pfingsten rum ist, sollte die Wassertemperatur um 18-20 Grad liegen, dann versammeln sich die Fische in flachen, verkrauteten Gebieten. Dort beginnt dann auch schon das Liebesspiel. Jeder von Euch, der das schon einmal beobachten durfte, wird davon begeistert sein, wie sich die Fische dabei aus dem Wasser schrauben. Das Männchen stößt dabei mehrfach mit dem Maul gegen die Flanke des Weibchens und dieses gibt daraufhin die Eier ins Wasser ab. Je nach Alter und Größe können das bis zu 1,5 Millionen Eier sein. Anschließend gibt das Männchen seinen Samen hinzu, die befruchteten Eier heften sich dann an Pflanzen, Totholz oder Gestein. Nach dem erfolgreichen Ablaichen ziehen sich Fische wieder in ihr Stammgebiet zurück und es erfolgt keine Brutpflege wie bei anderen Fischarten. Zwischen dem dritten und achten Tag schlüpfen die Brütlinge auch schon. Beim Laichgeschäft verletzen sich die Karpfen sehr oft, besonders die Schleimhaut der Fische wird stark beansprucht, wodurch sie danach oft Pilzinfektionen bekommen können und leider auch sterben.

Das hier soll Euch ein kleines bisschen näher bringen zu dem Tier, das uns Karpfenangler so fasziniert. Herkunft, Zuchtformen bis hin zur Fortpflanzung. Diese Themen sind derartig komplex, dass ich damit noch etliche Seiten füllen könnte. Aber das kommt an anderer Stelle.

Euer CARPOCALYPSE-Team