Nächte im Februar

Wie jedes Jahr im Winter habe ich diese Unruhe in mir, die jeder von Euch kennt. Es ist das Fieber, was in uns immer wieder hochkommt, wenn man nicht ans Wasser kann. Entweder durch private Ereignisse oder weil man sich beruflich mal wieder keine Freiräume schaffen kann. Oder wie es in diesem Fall ist: Die Gewässer sind zugefroren.

Die Vögel singen ihr Lied vom Frühling, die ersten Frösche beginnen ihr Konzert und ein kleiner hungriger Eisvogel landet auf meiner Rutenspitze und hält von dort Ausschau nach einem kleinen Snack. Er genießt dabei die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die Baumspitzen scheinen. Ich lehne mich zurück, beobachte das Wasser und genieße es, wie es so langsam mit Leben erfüllt wird.

Plötzlich spüre ich ein paar harte Schläge auf meine Schulter, gefolgt von: „Ey Schatz, du musst aufstehen! So langsam bekomme ich mit, was los ist. Ich schaue aus dem Fenster, alles ist grau und mit Raureif überzogen. Ok, es war mal wieder nur ein Traum.

Später sitze ich im Auto, der Scheibenwischer tanzt das Lied vom Starkregen. Plötzlich höre ich im Radio: Hochdruck! Sofort drehe ich es lauter. Wir haben den 10. Februar und der Wettermoderator erzählt dort etwas von 10-15 Grad, die auf uns zukommen sollen. Ich spüre sofort, wie ein Gefühl durch meinen Körper geht, welches ich lange vermisst habe. Sofort kann ich nur noch an das eine denken: Wie musst du arbeiten? Ist die nächsten Tage irgendein wichtiger Termin, oder liegt ein Geburtstag in der Familie an? Mir fällt nichts ein. Alles Safe. Also heute Nachmittag ab ans Wasser und Futter rein.

Gesagt, getan. Zum Nachmittag bin ich am Wasser angekommen. Das Gewässer ist mit einer leichten Eisdecke überzogen. Der See meiner Wahl ist für mich auch ein Schritt zu neuen Ufern. Das heißt, ich war hier auch noch nie zuvor Fischen weil dieser See in der wärmeren Jahreszeit eine Krauthölle ist. Nachdem ich den See gefühlt zehnmal umrundet habe, waren zwei Stellen in meiner engeren Auswahl. Jetzt stand ich vor der nächsten Herausforderung. Wie löse ich das Eisproblem? Immerhin ist der See ja noch mit einer sehr dünnen Decke aus Eis überzogen. Es blieb mir nur eines übrig: Ich werde einfach auf dem Eis füttern! Die kommende Nacht sollte ja schon milder werden, also Futter drauf. Die beiden Stellen befanden sich unter überhängenden Büschen mit einer Tiefe von ca. einem Meter Kiesboden und glasklarem Wasser. Die kommende Nacht lag ich total unruhig in meinem Bett. Es lag an diesem Gefühl, welches wieder da war.

Am nächsten Tag, der 11.02. – war das Wetter schon total mild. Hier war das Hochdruckgebiet, welches uns mitten im Februar solche Temperaturen bringen sollte. Am Nachmittag ging es wieder ab ans Wasser. Ich war total aufgeregt, ob das Wetter schon ausgereicht hat. Und es war so! Meine Bollen (Boilies) sind durch die Eisdecke ins Wasser gekommen. Ich konnte auf ca. einem Meter Wassertiefe das Futter schimmern sehen. Ich war jetzt schon total aufgeregt wie ein kleines Kind, ich fühlte mich absolut carpy. Zu Hause wieder angekommen, erzählte ich meiner Frau gleich von meinem Vorhaben und sie schaute mich fragend an und sagte: ob du Blöde bist?! Du weißt wohl nicht, was am 14. Februar ist? Ich schwieg meine Frau an und überlegte. Jetzt, wo sie es sagt, stimmt. Irgendwie kam mir der 14. Februar bekannt vor. Ich ging innerlich alles durch. Jahrestag, Hochzeitstag oder hatte ich doch irgendeinen Geburtstag vergessen? Wie auch immer, ich kam absolut nicht darauf. In dem Momentals sie es aussprach, fiel es wie 100 kg Tigernüsse von mir ab: Valentinstag! Ja, auch wir fanden letztendlich eine Gute gemeinsame Lösung. Ihr wisst doch: Happy wife, happy life. Also hieß es für mich: Es geht am 15. Februar für 2 Nächte ans Wasser.

Die darauf folgenden Tage fuhr ich jeden Nachmittag zur selben Uhrzeit zum See und ließ jedes Mal drei Hände halbe Bollen am Platz. Da ich flache Plätze gewählt habe, um zu sehen, ob das Futter angenommen wird. Und so war es auch. Die Plätze waren jedes Mal komplett sauber. Als letztendlich der Tag angebrochen war, war die Freude in mir riesig. Und wieder bin ich zur selben Zeit nach der Arbeit ans Wasser gefahren. Aber dieses Mal war mein Auto vollgepackt und ich voller Vorfreude auf die beiden kommenden Nächte im Februar und spürte wieder dieses Gefühl ganz tief in mir. Ich holte alles aus meinen Kombi und nagelte schnell mein Bivvy hin. Ich schnickte die beiden Ruten nur mit einen PVA Stick auf die Plätze ohne Beifutter. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und genoss den Sonnenuntergang. Das Gefühl in mir beruhigte sich so langsam und ging in ein großes Glücksgefühl über. Auf diesen Moment musste ich so lange warten.

Die Dunkelheit brach herein, ich brühte mir einen Tee auf. Es war so ruhig auf einmal. Als ich das leise aussprach, wurde die Stille von einen schreienden Micron durchbrochen. Ich dachte Vollrun! Wahnsinn! Jetzt wurde das Glücksgefühl von einer vollen Ladung Adrenalin ersetzt. Wenige Zeit später konnte ich einen traumhaften Schuppi auf die Matte legen. Die Nacht blieb leider ruhig aber die Ruhe wurde am Morgen danach nochmals vom schreienden Micron durchbrochen. Ich konnte die nächsten Stunden am Wasser noch ein paar gute Fische zum Landgang überreden. Danke an meine Frau, dass sie meinen Wahnsinn immer wieder mitmacht.

Kennt ihr auch dieses Gefühl?