Er bescherte mir immer dann Glück, wenn ich es am meisten gebrauchen konnte. Es geht in diesem kleinen Erlebnisbericht um DEN FISCH, den jeder Karpfenangler für sich selbst ausgemacht hat, als den Fang, der ihn immer in guter Erinnerung bleiben wird. Bei mir ist dieser eine Fisch nicht unbedingt immer nur ein besonderer Fang, wenn ich die 20 Kilo Marke knacke, nein, es ist vielmehr eine Vielzahl von schönen Dingen beim Fang eines Fisches. Es zählt die Kampfstärke des Fisches dazu, die Einflüsse um dich herum, bist du alleine am Wasser oder bist du mit Freunden, viele Dinge spielen eine Rolle. Jetzt zu meinem Kumpel, der mich seit 2 Jahren immer wieder begleitet. Es handelt sich um einen Karpfen der immer zu den passendsten Momenten bei mir auf der Matte liegt, dazu ist er noch ein tolles altes Schwergewicht mit Widererkennungspotential.
Die erste Begegnung
Es war ein langersehntes Angelwochenende im September 2020 mit meinem Onkel geplant, der von weither angereist ist, das letzte gemeinsame Angeln war Jahre her. Mein Onkel reiste am Freitag an, ich beschloss, dass ich mich schon ab Mittwoch ans Wasser setzte um zu Angeln. Wie es so ist… Es war Freitagmorgen und ich konnte noch keinen Fisch fangen. Diese Nachricht überbrachte ich meinem Onkel am Morgen, bevor er sich auf den Weg zu mir machte. Wie man sich vorstellen kann, war seine Vorfreude durch diese Nachricht schon ein wenig getrübt. Seine Ankunftszeit sollte ca. um 12 Uhr Mittag sein. Ich hatte gefrühstückt, die Ruten neu gelegt und dann ging es nach 48 Stunden Flaute wie aus dem Nichts los… Es war halb 12 und mein Bissanzeiger meldete sich zu Wort. Nach einem eher „verhaltenem“ Drill rechnete ich mit einem mittelschwerem Karpfen. Ganz egal, hey der erste Fisch nach zwei erfolglosen Tagen und Nächten.
Fehlanzeige, es war ein wunderschöner Spiegelkarpfen mit groß beschupptem Schwanz mit satten 23,8 Kilo. Es kam noch besser, mein Onkel kam früher an als gedacht, somit hat er diesen Fisch noch zu Gesicht bekommen und seine Motivation war auf Anschlag. Der Start für die geplante Session mit meinem Onkel konnte nicht besser sein. Das war die erste Begegnung mit meinem besonderen Fisch. Zur rechten Zeit am rechten Ort.
Die zweite Begegnung
Ich war an meinem Lieblingsgewässer unterwegs, der Wetterbericht meldete ein verregnetes Wochenende. Perfekt dachte ich mir und ich machte mich im Mai 2021, freitagmittags nach der Arbeit auf den Weg ans Wasser. Pünktlich nach dem Aufbauen begann es mit dem vorhergesagtem Starkregen, ich verbrachte zwei Stunden in meinem Stahlbivvy bis sich die Rute fast aus den Bissanzeigern riss, ich wusste sofort das es ein schwerer Rüssler sein muss, bei dieser Gewalt direkt nach dem Biss. Ich nahm die Rute auf und der Drill begann.
Bei diesem Drill war das Besondere, dass ich bei strömenden Regen mit dem Boot aufs Wasser musste, weil sich der Fisch nach einer gezielten Flucht in einem Hindernis festsetzte, er wusste nach dem Biss sofort wo er es schaffen könnte sich vom Haken zu lösen. Es dauerte gut und gerne 20 Minuten bis ich den Fisch aus dem Hindernis befreien konnte, doch dann ging es erst so richtig los… Er hatte sogar keine Lust auf meinen Kescher. Wie gesagt, es hatte in Strömen geregnet. Mir machte der Regen nichts aus, doch meinen Angelrollen schon. Durch den anhaltenden Dauerregen war meine Rollenbremse am Boden, diese Rollen hatten keine Teflonscheiben verbaut. Ein Fehler, der mir nicht wieder passieren wird. Der Fisch hatte solch eine Kraft, dass meine Rollenbremse gnadenlos durchgerutscht ist. Ich zog mein T-Shirt aus, wickelte mir es um meine Hand und leitete den Drill mit meiner „Handbremse“ bis zum Schluss mit Erfolg weiter.
Siehe da… Der Blick in den Kescher. Ein alter Bekannter, es war der dicke Spiegler von meiner ersten Begegnung. Bei der ersten Begegnung war es ein sehr verhaltener Drill, doch bei unserer zweiten Begegnung hatte dieser Fisch richtig Kraft, das ist das schöne, wenn man im Mai erfolgreich am Wasser ist. Bei mir spielt das Gewicht der Fische nur begrenzt eine Rolle, aber bei diesem Fisch, wenn man die „50 Pfund“ Marke knacken könnte, juckt es auch mich in den Fingern. Gesagt, getan. Die Waage blieb bei satten 25,2 Kilo stehen, abzüglich der Sling. Die Grenze von 25 Kilo ist schon etwas ganz Besonderes, denn sie ist bei „unseren heimischen Gewässern“ nicht alltäglich. Das war meine zweite Begegnung mit meinem besonderen Karpfen. Es war ein harter Kampf bis zum Schluss für das Tackle und mich, aber dafür war die Freude umso größer über so einen schweren und vitalen Fisch. Es lohnt sich dranzubleiben, auch wenn der Fisch oder die Sache schon verloren scheint.
Die dritte Begegnung
Die Winterpause war lang… Die erste Übernachtungs-Session stand bevor, es war der 18. März 2022. Jeder Angler kennt es, die Winter werden immer länger und der ersehnte ERSTE Fisch, am besten noch ein Karpfen, des Jahres muss endlich in den Kescher. Doch bei diesen Bedingungen Mitte März war die Hoffnung nicht allzu groß. In den Nächten war noch Frost und vereinzelte Schneeschauer durften auch nicht fehlen. Die Devise war ganz klar – Hauptsache Fisch, egal wie groß- der Plan muss aufgehen, alles andere spielt keine große Rolle im Frühjahr und ganz bestimmt nicht bei der ersten Session. Ich entschloss mich bei beiden Ruten ein Ronny-Rig mit unseren BISSQUIT Pop-ups in Natural Beige und in Wash-out Orange zu montieren. Dazu jeweils eine Handvoll Boiliecrush und mit Liquid angemachtem Stick-Mix, fertig. Durch den auffälligen weißen Stick-Mix vom BISSQUIT werden die Fische besonders im Frühjahr, wo Sie noch nicht so aktiv auf Nahrungssuche sind, sehr schnell darauf aufmerksam gemacht.
Es vergingen nach dem Ablegen der Ruten mehrere Stunden, bis sich die erhoffte Aktion endlich zeigte. Er unternahm keine Flucht nach dem Biss, sondern blieb über dem Futter stehen und versuchte sich den Haken herauszuschütteln. Ein ganz zaghafter, vorsichtiger Biss. Du stehst vor den Ruten und denkst dir, was du jetzt machen sollst. Warten oder den Anhieb setzten. Viele Versuche wirst du im März bei diesen Bedingungen nicht bekommen. Ich nahm die Rute auf und merkte gleich, dass es ein schwerer Fisch sein muss, denn er zog sehr langsam aber bestimmend seine Bahnen bis ich ihn letztendlich in meinem Kescher hatte.
Es war Zeit für die dritte Begegnung. Es war der Spiegelkarpfen von den ersten beiden Begegnungen. Er war für Mitte März gut genährt, er hatte die 25 Kilo Marke trotz des Winters nicht unterschritten. Was soll ich sagen, er war wieder zur rechten Zeit am rechten Ort. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für so einen Fisch als DER ERSTE FISCH DES JAHRES. Durch so einen Fang ist die Motivation für die kommende Saison natürlich auf Anschlag. Ich bin gespannt, ob, wann und in welcher Situation mir dieser Fisch beim nächsten Mal begegnet. Alle guten Dinge sind drei. – Mike